12. Januar 2024 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Anlagepolitik vom 09.01.2023
Aktuelle Marktübersicht
Marktumfeld

Getrieben von sinkenden Inflationsraten und Zinssenkungsfantasien glänzten die Finanzmärkte zum Jahresabschluss mit weiteren Kursgewinnen. Sowohl Aktien wie auch Obligationen profitierten von rückläufigen Zinsen und legten im Wert zu. Das Goldlöckchen-Szenario, welches eine erfolgreiche Inflationsbekämpfung bei gleichzeitig anhaltendem Wirtschaftswachstum und einem robusten Arbeitsmarkt vorsieht, stand weiterhin im Fokus der Anlegerinnen und Anleger. Dagegen kamen auch die Notenbanken, deren Rhetorik an den letzten Zinsmeetings des Jahres vorsichtig blieb, nicht an. Die Zinshüter wollen verständlicherweise um keinen Preis riskieren, dass es zu einer zweiten Inflationsspitze kommt, sollten sie zu früh vom Bremspedal treten. Die Erfahrungen aus den 70er-Jahren sind diesbezüglich immer noch in schmerzlicher Erinnerung. Die Zentralbanken dämpfen deshalb seit Monaten die Erwartungshaltung der Marktteilnehmenden bezüglich bald sinkender Leitzinsen.

Weltweit sind sinkende Inflationsraten zu beobachten. Die Verschärfung der Geldpolitik durch die Notenbanken entfaltet zunehmend ihre Wirkung. Höhere Finanzierungskosten für Haushalte und Unternehmen dämpfen die Ausgabe- und Investitionslust. Zusätzlich sind Angebotsengpässe bei Energie, Vorprodukten und anderen wichtigen Gütern grossenteils verschwunden. Allerdings steigen die Preise vielerorts immer noch an, einfach weniger schnell, weshalb die Inflation im Vergleich zum Vorjahreswert sinkt. Vor allem bei den Dienstleistungen zeigen sich allerdings hartnäckige Kostensteigerungen. Dort sind die Löhne der grösste Kostenblock, und die angespannte Arbeitsmarktsituation wirkt tendenziell immer noch kostentreibend.

Obligationenmärkte

Die Obligationenmärkte profitierten zum Jahresende von der Euphorie rund um rückläufige Teuerungsraten und von der Erwartung baldiger Zinssenkungen. Auch die leicht trüberen Konjunkturaussichten wirkten unterstützend, verstärken sie doch den Druck auf die Notenbanken, wirtschaftsfreundlicher zu agieren. Die Renditen für mittlere und lange Laufzeiten haben seit Ende Oktober deutlich nach unten korrigiert und spiegelbildlich für steigende Obligationenpreise gesorgt. Im Gegensatz zu den kurzfristigen Geldmarktsätzen werden sie von der Anlegererwartung und nicht den Notenbanken getrieben. Glaubt man den Terminmärkten, werden in den USA schon im März des neuen Jahres erste Leitzinssenkungen durch die US-Fed erfolgen. Bis zu fünf weitere Viertelprozentschritte könnten bis zum Jahresende folgen.  

Die letzte Lagebeurteilung der massgebenden Notenbanken für das Jahr 2023 beinhaltete keine nennenswerten Überraschungen mehr. Die Leitzinsen wurden unverändert belassen. Einzig die US-Zinshüter sprachen von einer möglichen Zinssenkung im nächsten Jahr, womit sich die Anlegerinnen und Anleger in ihrer Erwartungshaltung bestätigt fühlten. Weil sich die Wachstumsprognosen für die Wirtschaft zwar abschwächen, aber nicht auf eine grössere Rezession hindeuten, stellt sich uns die Frage, woher der nötige Spielraum für eine derart starke Lockerung der Geldpolitik kommen soll. Einzig ein rasches Zurückgleiten der Inflation, unter die von den Notenbanken anvisierte Marke von 2 %, würde dies rechtfertigen. Darauf deuten jedoch die aktuellen Teuerungsprognosen (noch), insbesondere was die Kernrate anbelangt, nicht hin. Wir erachten deshalb die Euphorie rund um die kommenden Zinssenkungen als übertrieben und gehen davon aus, dass es an der Zinsfront und damit den Obligationenmärkten kurzfristig zu einer leichten Gegenbewegung kommt.

grafik performance obligationen

Performance Dezember 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

Aktienmärkte

Die seit Ende Oktober andauernde Kurssteigerung hat an den Aktienmärkten zu einem spürbar höheren Bewertungsniveau geführt. Nach wie vor ist fraglich, ob dieser Umstand zur von den Analysten erwarteten Gewinnentwicklung der Unternehmen passt. Optimisten weisen darauf hin, dass die Gewinnrevision abgeschlossen und eine leichte Rezession der Wirtschaft eingepreist ist. Pessimisten führen ins Feld, dass das Risiko einer ausgewachsenen Rezession immer noch besteht und die aktuelle Bewertung deshalb viel Raum für Enttäuschungen beinhaltet. Wir gehören momentan mehr ins Lager der Skeptiker und halten die Kursrally für übertrieben. Zu stark werden mögliche Wachstumsrisiken für die Wirtschaft ausgeblendet, weshalb die Gewinnerwartungen an die Unternehmen doch sehr optimistisch daherkommen. Einen ersten fundierten Eindruck über die tatsächliche Entwicklung von Ertrag und Umsatz werden wir in den kommenden Tagen erhalten. Dann startet nämlich die Berichtssaison zu den Unternehmensergebnissen für das letzte Quartal.

Schweizer Aktien gehörten im letzten Jahr nicht zu den grossen Gewinnerinnen. Schuld daran war einerseits der starke Franken, welcher die Gewinne der international agierenden Unternehmen reduzierte. Andererseits verhinderten mit Roche und Nestlé gleich zwei Indexschwergewichte aufgrund spezifischer Probleme ein besseres Ergebnis. Wir gehen allerdings davon aus, dass in einem von Unsicherheit geprägten Marktumfeld der defensive Schweizer Aktienmarkt kurzfristig wieder besser abschneiden wird. Zudem sollte die Frankenstärke im laufenden Jahr geringer ausfallen und damit die Unternehmensergebnisse weniger belasten.

grafik performance aktien

Performance Dezember 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

Devisenmärkte

Aus der Währungsoptik beinhaltete die jüngste Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) durchaus interessante Aussagen. Weil die Inflation mittlerweile spürbar unter die als wertstabil geltende Marke von 2 % gesunken ist, hat sich der Währungsfokus der SNB geändert. Bisher unterstützte unsere Nationalbank einen starken Franken, weil dieser die importierten Güter verbilligte und damit inflationsdämpfend wirkte. Zu diesem Zweck wurden unter anderem ausländische Währungen verkauft. Zukünftig wird die SNB wieder in beide Richtungen intervenieren, weil sie die Inflationsgefahr in der Schweiz als gebannt betrachtet und die gesunkenen Inflationsdifferenziale den realen Aufwertungsdruck erhöht haben, was nicht im Sinne der SNB ist. 

Unbeeindruckt davon präsentiert sich unsere Heimwährung weiterhin stark. Sie profitiert von der vorherrschenden Zinssenkungsfantasie. Das Potenzial dafür ist im Ausland deutlich grösser als in der Schweiz, was für eine Reduktion der Zinsdifferenz spricht. Umgekehrt leiden die Währungen, welche bis jetzt für Renditejäger attraktiv waren, am meisten unter dieser Entwicklung – an vorderster Front der US-Dollar. Die Andeutung der US-Notenbank, über Zinssenkungen nachzudenken, beschleunigte zum Jahresende die Dollar-Abwertung. Die Zinskonvergenz wird in jedem Fall dafür sorgen, dass die Renditeoptik zunehmend in den Hintergrund rückt und die Währungen wieder stärker fundamental getrieben werden. Das Wirtschaftswachstum und die Verschuldung der jeweiligen Staaten erhalten dann wieder ein höheres Gewicht.

grafik performance devisen

Performance Dezember 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

Übrige Anlagekategorien

Die Schweizer Immobilienfonds konnten mit einem fulminanten Schlussspurt die durchzogene Jahresbilanz noch mit einem versöhnlichen Abschluss korrigieren. Sinkende Zinsen in Kombination mit der günstigen Bewertung scheinen die einen oder anderen Investierenden angelockt zu haben. Auch wenn der jüngste Kursanstieg die Bewertung spürbar erhöht hat, bleiben indirekte Schweizer Immobilienanlagen vor allem aus der Renditeoptik eine interessante Depotbeimischung. Die Treiber sind unverändert die anhaltende Nachfrage nach Wohnraum bei gleichzeitiger Angebotsverknappung sowie die attraktive Ertragsoptik aufgrund steigender Bestandesmieten.

Mehrheitlich standen die Rohstoffanlagen aufgrund sinkender Gas- und Ölpreise im Jahresverlauf unter Druck. Eine prominente Ausnahme war Gold, welches stark von den geopolitischen Spannungen profitiert und sich deutlich verteuerte. Zusätzlich war eine steigende Nachfrage von Notenbanken zu beobachten, welche ebenfalls zur Preissteigerung beigetragen haben. Im Dezember erreichte das gelbe Metall sogar einen neuen Rekordwert. Weil zukünftig eher von tieferen Zinsen und einem schwächeren US-Dollar auszugehen ist und die wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten weiterhin hoch sind, könnte die Nachfrage nach Gold anhalten und weiterhin preistreibend wirken. 

grafik performance übrige anlagen

Performance Dezember 2023 in % (dunkel eingefärbt YTD), Basis CHF

Schlussfolgerung

Wir behalten grundsätzlich unsere skeptische Haltung gegenüber der jüngsten Kursrally bei. Insbesondere die Zinsmärkte haben sehr stark auf die vorherrschende Erwartung sinkender Leitsätze reagiert und spiegelbildlich die Anleihenspreise nach oben getrieben. Diesbezüglich gehen wir kurzfristig von einer leichten Konsolidierung aus und halten an unserem Untergewicht fest. Die Rahmenbedingungen für die Aktien haben sich dahingehend etwas aufgehellt, dass wir von den Notenbanken die Bestätigung erhalten haben, dass keine weiteren Zinserhöhungen geplant sind. Die US-Notenbank hat sogar eine mögliche Lockerung in Aussicht gestellt. Das Inflationsrisiko scheint aus ihrer Optik zu sinken, was wir angesichts der jüngsten Preisentwicklung teilen. 

Gleichzeitig bestätigen die Konjunkturdaten, insbesondere die Vorlaufindikatoren, eine geringere Wachstumseintrübung als in ähnlichen Phasen früherer Jahre zu beobachten war. Vor allem der weiterhin robuste Arbeitsmarkt und die grosse staatliche Investitionsbereitschaft machen diesbezüglich den Unterschied aus. Wir reduzieren deshalb das bisherige Aktienuntergewicht geringfügig. Wir bleiben zwar insgesamt vorsichtig aufgestellt, tragen aber der jüngsten positiven Entwicklung der Fundamentalsituation mit dieser Anpassung Rechnung.

Beschlüsse

Es wurden folgende Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen:

  • Aufbau Aktien USA und Kanada zulasten Liquidität
Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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