13. April 2023 | Marktberichte

Aargauer Konjunkturbarometer

Seitwärts in volatilem Umfeld
Aargauer Konjunkturbarometer
Der Aargauer Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung notierte Anfang April bei 98,5 Punkten. Dies entspricht einem leichten Anstieg von 0,2% gegenüber dem revidierten Wert des Vormonats. Insgesamt zeigt sich nach wie vor ein gemischtes Bild. Zwar vermochten sich die Finanzmärkte von den Schockwellen wieder etwas zu erholen. Hingegen entwickelten sich die Frühindikatoren der Industrie rückläufig. Das galt auch für den Schwerverkehr.
Hohe Volatilität der Finanzmärkte zeugt von Unsicherheit

Das Marktumfeld zeigt gestiegene Zinsen und zwischenzeitlich erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten. Ausgelöst wurde dies durch den Zusammenbruch dreier Banken in den USA. Der Vertrauensverlust erreichte auch die angeschlagene Credit Suisse, die durch eine Zwangsfusion mit der UBS gerettet wurde. Der Schweizer Franken bleibt gegenüber dem Euro stabil und pendelt nahe der Parität. Hingegen hat sich der US-Dollar spürbar abgeschwächt und nähert sich einem Mehrjahrestief von 88 Rappen. In dieses Bild passt, dass die US-Zinskurve noch inverser geworden ist. Langfristige Zinssätze notieren also tiefer als die Kurzfristzinsen. Eine solch inverse Zinsstruktur deutete in der Vergangenheit jeweils auf eine bevorstehende Rezession hin.

Schweizer Industrie unter Stress

Die vorlaufende Industriekomponente des Aargauer Konjunkturbarometers hat den niedrigsten Wert seit Mitte 2020 erreicht. Hauptverantwortlich dafür ist die Tatsache, dass die Einkaufsmanagerindizes der wichtigsten Handelspartner der Schweiz sich mehrheitlich in der Kontraktionszone befinden, etwa in den USA und in Deutschland. Im Zuge der Abkühlung in den westlichen Industrieländern haben auch die Frühindikatoren in Asien an Dynamik eingebüsst.
Der Index der Einkaufsmanager für die Schweizer Industrie - der procure.ch Purchasing Managers’ Index (PMI) - hat im März weiter nachgegeben und liegt damit den dritten Monat in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Industrie-PMI notiert bei 47,0 Zählern. Der Auftragsbestand befindet sich mit 40,8 Zählern sogar auf dem tiefsten Stand seit Juni 2020.
Trotzdem konnte das Produktionsvolumen gehalten werden, und der Personalaufbau dauerte an. Der auf den Binnenkonsum ausgerichtete Dienstleistungs-PMI hat im März ebenfalls nachgegeben, verbleibt jedoch oberhalb der Wachstumsschwelle. Auftragsbestand und Neuaufträge liegen bei rund 52 Punkten.  

Dienstleistungssektor immer noch stark

Auch international sind die Unterschiede zwischen dem Dienstleistungs- und Industrie-Sektor signifikant: Die globale Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor stieg laut J.P. Morgan mit dem stärksten Wachstum seit Dezember 2021. Ein schnelleres Stellenwachstum bei Dienstleistungsunternehmen machte das langsamere Wachstum im verarbeitenden Gewerbe mehr als wett. Zu beachten ist allerdings, dass der Dienstleistungssektor tendenziell dem industriellen Sektor hinterherhinkt. Der Grund liegt hauptsächlich im soliden Arbeitsmarkt als nachlaufender Faktor. Von dieser Verzögerung profitiert der Privatkonsum im In- und Ausland.

Schwerverkehr mit sinkenden Zahlen

Erstmals berücksichtigt der Aargauer Konjunkturbarometer die aktuellen Daten des Gütertransports auf Strassen. Gleichzeitig wurde der Indikator einer umfassenden Revision unterzogen. Dies beeinflusst weniger die Dynamik und Richtung, jedoch die Niveaus der (historischen) Variablen.
Neu erfasst der Aargauer Konjunkturbarometer die Bewegungen von Fahrzeugen auf den Nationalstrassen. Die Verkehrsdaten von schwereren Fahrzeugen (über 3,5 Tonnen) fliessen ab sofort in unsere Auswertung ein. Der Schwerverkehr erlaubt es, die Industrieaktivitäten und Bautätigkeiten in Echtzeit zu messen.
Im Kanton Aargau zeigt der Schwerverkehr eine leicht sinkende Tendenz. Das Aufkommen von Lastwagen und Sattelschleppern lag im März 0,6% unter dem Vorjahr. Für die gesamte Schweiz ist der negative Trend noch ausgeprägter. Im März lag der Schwerverkehr schweizweit 2,7% unter dem Vorjahr. Hauptverantwortlich dürfte die erhebliche Abnahme der Bautätigkeit im Zuge der hohen Inflation sein. 
Rückblickend zeigt sich jedoch, dass im Strassenverkehr tendenziell weiterhin mit steigenden Zahlen zu rechnen ist. Das Wachstum des Strassengüterverkehrs im Kanton Aargau betrug 2022 über 1%. Im Jahr 2021 wuchsen schweizweit die Transportleistungen im Güterverkehr auf der Strasse um 2,7% und auf der Schiene um 6,2%, was zusammen ein Transportwachstum von 4,0% ergab. Zwei Drittel des gesamten Güterverkehrs entfallen auf den Strassenverkehr. Im Jahr 2020 war der Güterverkehr auf den Strassen um 0,9% rückläufig (Schiene: -2,7%). 2018 gab es mit einem Plus von 4,7% das stärkste Wachstum auf den Strassen seit 20 Jahren. 
Der Aargauer Konjunkturbarometer berücksichtigt in der Transportkomponente neben dem Schwerverkehr ebenso die Daten der Luftfracht sowie die Bewegungen von Flugzeugen im Allgemeinen. Die Luftfracht gilt als zuverlässiger vorlaufender Konjunkturbarometer.

Swiss Index steigt 0,7 Prozent

Der ebenfalls von der Aargauischen Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung herausgegebene und analog erhobene gesamtschweizerische Benchmark – der Swiss Index – gewinnt wie der Aargauer Konjunkturbarometer 0,7% und beträgt neu 97,2 Punkte. Der Swiss Index, bei dem die Finanzmarkt-Komponente höher und die Industrie-Komponente sowie der Aussenhandel tiefer gewichtet ist, notiert aktuell rund 3 Punkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Gemäss der Methodologie kehren beide Indizes früher oder später auf den Wert von 100 Punkten zurück. Die Entwicklung der beiden Indizes sollte sich mit einer Verzögerung von rund drei bis sechs Monaten in den offiziellen Wirtschaftsdaten widerspiegeln.

 

Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung:

Der Aargauer Konjunkturbarometer zeigt die aktuelle Dynamik der Aargauer Wirtschaft auf. Der Barometer berücksichtigt zentrale Säulen der Wirtschaft. Zu den Komponenten gehören die Stimmung der Konsumenten und Investoren, das Geschäftsklima sowie im Speziellen die Indizes der Industrie und der Finanzwirtschaft. Der Barometer wertet nur Daten aus, die zeitnah verfügbar sind. Im Indikator-Design spielen frühzyklische Komponenten eine besonders wichtige Rolle. Auf diese Weise wird die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftsleistung - gemessen am Bruttoinlandprodukt - mehrere Monate im Voraus antizipiert. Innovative Techniken wie Internet-Analysen und neue Datenquellen werden ins System eingebunden. Neben dem Aargauer Konjunkturbarometer haben die Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung einen weiteren, nationalen Indikator kreiert: Der entsprechende Swiss Index verfügt über die gleiche Methodologie wie der regionale Index. Hingegen unterscheiden sich die beiden Indikatoren teilweise bezüglich der Gewichtung und Daten. Der historische Durchschnitt beider Indikatoren beträgt immer 100. Das heisst auch: Der Barometer verläuft in einer gewissen Bandbreite langfristig seitwärts. Werte über 100 signalisieren ein im historischen Vergleich überdurchschnittliches Wachstum; Werte unter 100 ein unterdurchschnittliches Wachstum.

 

Disclaimer: Diese Publikation richtet sich an Personen mit Wohnsitz in der Schweiz. Sie richtet sich nicht an Bürger oder Niedergelassene in den USA, CAN oder UK sowie nicht an andere Personen, die Restriktionen (z.B. bezüglich Nationalität, Wohnsitz) unterliegen. Sie enthält Werbung für Finanzinstrumente und Ansichten ohne Offertcharakter. Unsere Quellen sind in der Regel zuverlässig; für Richtigkeit und Vollständigkeit garantieren wir nicht. Alle Angaben sind deshalb ohne Gewähr. Dieses Dokument berücksichtigt weder die spezifischen oder künftigen Anlageziele noch die finanzielle Lage oder individuellen Bedürfnisse des einzelnen Empfängers und ist keine individuelle Beratung. Vor einer Investition muss sich der potenzielle Anleger über die Anlagepolitik, das Anlageziel, Chancen, Risiken sowie Kosten informieren. Eine Investition erfolgt auf eigenes Risiko. Die Aargauische Kantonalbank lehnt jegliche Haftung im Zusammenhang mit möglichen Steuerfolgen ab.