12. Dezember 2022 | Marktberichte

Aargauer Konjunkturbarometer

Aargauer Konjunktur tendiert aufwärts - dank solidem Konsum
Aargauer Konjunkturbarometer
Der Aargauer Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung notierte Anfang Dezember bei 89,9 Punkten. Das ist 0,7% über dem Vormonat. Die Frühindikatoren auf den Finanzmärkten sind inzwischen mehrheitlich gestiegen. Die Unsicherheiten in der Realwirtschaft bleiben jedoch nach wie vor hoch: In der Weltwirtschaft zeichnet sich noch keine Trendwende ab. Der Aargauer Konjunkturbarometer bewegt sich aktuell rund 10% unter dem langfristigen Wachstumstrend.
 
Rezessionsbefürchtungen halten an

Die Finanzmärkte konnten sich teilweise erholen. Das Investoren-Vertrauen hat sich verbessert. Die Inflationssorgen sind allerdings nicht kleiner geworden. Die Zinsdifferenz zwischen US-Staatsanleihen mit 3 Monaten und 10 Jahren Laufzeit hat im Oktober die Null-Punkte-Linie unterschritten und gab seither weiter nach. Dieser Bereich zeigt historisch gesehen eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA an. Die Schweiz hingegen dürfte erfreulicherweise von einer rezessiven Phase verschont bleiben.

Aussenhandel erstaunlich stabil

Der Aussenhandel war im dritten Quartal erstaunlich robust. Die Exporte stiegen teuerungs- und saisonbereinigt um 0,7% gegenüber dem Vorquartal. Die Importe gingen um 0,5% zurück. Die Uhren-Exporte erreichten das bisher höchste Quartalsergebnis im laufenden Jahr. Die Ausfuhren von Maschinen, Elektronik und Metalle büssten hingegen ein. Bei den Exporten nach Europa gab es den ersten Rückgang seit zwei Jahren. Auch im Oktober hat sich der Aussenhandel weiter positiv entwickelt und deutet auf ein versöhnliches Schlussquartal hin.

Auftragsbestand verringert sich jedoch

Die Exportindustrie im Aargau und generell in der Schweiz leidet unter der anhaltenden internationalen Schwäche, die sich seit Beginn des Krieges in der Ukraine akzentuiert hat. Der procure.ch Purchasing Managers’ Index (PMI), herausgegeben von procure.ch und Credit Suisse, signalisiert zwar mit 53,9 Punkten weiterhin ein Wachstumstrend in der Industrie. Die Aussichten in der Industrie trüben sich jedoch ein. Der Auftragsbestand hat sich erheblich (minus 4 Punkte) negativ entwickelt. Bereits vor einem Monat gab diese wichtige Subkomponente stark nach und steht jetzt bei 47,0 Punkten, deutlich unter jenem Schwellenwert, welcher die Kontraktions- bzw. Expansions-Linie anzeigt. 

Erfreulicher Arbeitsmarkt

Erfreulich hingegen ist, dass sich die Beschäftigungslage innert Monatsfrist nochmals verbessert hat. Dieser Subindex steht bei 61,4 Punkten. Der mehr auf den Binnenkonsum ausgerichtete Dienstleistungs-PMI ist im November stabil geblieben. Er steht auf 53,5 Zählern. «Analog zur Industrie denkt auch im Dienstleistungssektor kaum ein Unternehmen an Personalabbau», schreibt procure.ch. Nur 10% melden eine tiefere Beschäftigung als im Vormonat, während der Anteil derjenigen Unternehmen, die Personal aufbauen, im Vergleich zum Vormonat zugenommen hat (neu bei 21%). Die gute Arbeitsmarktlage dürfte mit ein Grund für den nach wie vor soliden Konsum in der Schweiz sein.
Dieser positive Trend zeigt sich ebenso in unserer Erhebung der offenen Stellen auf den Jobportalen. Im Aargau sind Anfang Dezember 20% mehr offene Stellen ausgeschrieben als vor einem Jahr. Bereits Mitte Jahr waren die Veränderungsraten auf demselben Niveau.

Positives Weihnachtsgeschäft

In der Schweiz berichten Umfragen über ein unerwartet positives Weihnachtsgeschäft. Das zeigt sich auch in unseren stabilen Konsumklima-Daten. Die jüngsten Meldungen aus der Automobil-Branche unterstreichen diese Tendenz. Man spricht von einer Aufholjagd am Auto-Markt. Das dritte Monatsplus in Folge lässt den Rückstand des Schweizer Auto-Marktes auf das Vorjahresniveau weiter schmelzen. Im November sind in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein insgesamt 21'406 neue Personenwagen auf die Strasse gekommen, 13,7% mehr als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn sind in den beiden Ländern 201'197 Neuwagen registriert worden. Damit fehlen nach elf Kalendermonaten lediglich noch 6% oder 12'761 Neuimmatrikulationen auf den Zählerstand von vor einem Jahr. 

Negativer Trend bei den Baugesuchen

Die Zinswende auf den Finanzmärkten führte zu verschiedenen Verwerfungen in der Realwirtschaft. Seit Frühjahr sinkt u.a. auch die Zahl der Baugesuche, welcher ein verlässlicher Indikator für die künftigen Bauentwicklung ist. Der KOF-Baublatt-Ausblick, welcher die Bauinvestitionen mit bis zu sechs Monaten Vorlauf misst, nähert sich der Nullpunkte-Marke, welche beim entsprechenden Indikator der kritische Wert zwischen Expansion und Kontraktion darstellt. Aufgrund der hohen Bauteuerung wird allerdings in den nächsten Monaten noch mit einer weiteren Ausdehnung der nominalen Bauinvestitionen gerechnet.

Swiss Index ebenfalls leicht steigend

Der ebenfalls von der Aargauischen Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung herausgegebene und analog erhobene gesamtschweizerische Benchmark – der Swiss Index – gewinnt 1,9% und beträgt neu 88,1 Punkte. Der Swiss Index, bei welchem die Finanzmarkt-Komponente höher und die Industrie-Komponente sowie der Aussenhandel tiefer gewichtet ist, notiert aktuell 11,9 Punkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Gemäss der Methodologie kehren beide Indizes früher oder später auf den Wert von 100 Punkten zurück. Das Momentum der beiden Indizes sollte mit einer Verzögerung von rund drei bis sechs Monaten durch die offiziellen Wirtschaftsdaten reflektiert werden.

 

Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung:

Der Aargauer Konjunkturbarometer zeigt die aktuelle Dynamik der Aargauer Wirtschaft auf. Der Barometer berücksichtigt zentrale Säulen der Wirtschaft. Zu den Komponenten gehören die Stimmung der Konsumenten und Investoren, das Geschäftsklima sowie im Speziellen die Indizes der Industrie und der Finanzwirtschaft. Der Barometer wertet nur Daten aus, die zeitnah verfügbar sind. Im Indikator-Design spielen frühzyklische Komponenten eine besonders wichtige Rolle. Auf diese Weise wird die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftsleistung - gemessen am Bruttoinlandprodukt - mehrere Monate im Voraus antizipiert. Innovative Techniken wie Internet-Analysen und neue Datenquellen werden ins System eingebunden. Neben dem Aargauer Konjunkturbarometer haben die Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung einen weiteren, nationalen Indikator kreiert: Der entsprechende Swiss Index verfügt über die gleiche Methodologie wie der regionale Index. Hingegen unterscheiden sich die beiden Indikatoren teilweise bezüglich der Gewichtung und Daten. Der historische Durchschnitt beider Indikatoren beträgt immer 100. Das heisst auch: Der Barometer verläuft in einer gewissen Bandbreite langfristig seitwärts. Werte über 100 signalisieren ein im historischen Vergleich überdurchschnittliches Wachstum; Werte unter 100 ein unterdurchschnittliches Wachstum.

 

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