11. April 2022 | Marktberichte

Aargauer Konjunkturbarometer

Konjunkturbarometer im April: Unterschiedliche Tendenzen
Der Aargauer Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung steigt um einen knappen Prozentpunkt auf 95,9 Punkte. Das ist 11,7% über dem Vorjahr und 4,1% unter dem langfristigen Wachstumstrend. Während sich die Finanzmärkte gegen Ende März auf Erholungskurs befanden, sind die Sorgen in der Industrie gestiegen. Ungeachtet davon ist der Trend auf dem Schweizer Arbeitsmarkt nach wie vor sehr erfreulich. 
 

Erholungstrend an den Börsen

An den Finanzmärkten setzte sich nach Panikverkäufen Anfang März eine gewisse Beruhigung ein. Die Finanzkomponente des Aargauer Konjunkturbarometers notiert inzwischen wieder über dem langfristigen Mittelwert. Die Nervosität ist allerdings nach wie vor hoch. Das Konsumenten- und Investorenvertrauen hat im März erneut nachgegeben. Immerhin ist die Konsumaffinität gestiegen. Das dürfte in erster Linie mit der fast kompletten Aufhebung aller bisherigen Massnahmen bezüglich der Eindämmung von COVID-19 zusammenhängen.

Rekordwerte auf dem Stellenmarkt

Die im Kanton Aargau verfügbaren Stellen haben sich innert Monatsfrist um fast 10% erhöht. Schweizweit ist das Angebot auf den Jobplattformen um 8,5%. Die Zahl der offenen Stellen liegt im Kanton Aargau 52,7% über dem Vorjahr, schweizweit um 50,9%. Im Kanton Aargau wurde seit Mitte 2021 Monat für Monat ein Zuwachs gemeldet. Das Aargauer Konjunkturbarometer misst in Echtzeit die auf grossen Job-Portalen publizierten offenen Stellen. Die Arbeitslosenquote im Kanton Aargau betrug im März 2,8% (Vorjahr 3,9%), in der Schweiz 2,4% (Vorjahr 3,4%).

Neue Turbulenzen am Automarkt

Die Immatrikulationszahlen neuer Personenwagen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein sind im März erheblich hinter das Vorjahresniveau zurückgefallen. 21'722 Neuzulassungen bedeuten ein Minus von 13,9% gegenüber dem Marktvolumen vom März 2021 (25'236). Grund für den starken Rückgang ist gemäss Auto Schweiz, der Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure, eine erneute Verschärfung des Teilemangels bei der Fahrzeugproduktion. «Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges hat sich die bereits angespannte Lage noch einmal drastisch verschärft», teilt Auto Schweiz mit. Neben der chronischen Unterversorgung mit Mikrochips seien nun auch weitere Zulieferprodukte zu knappen Gütern geworden. Besonders betreffe dies Kabelbäume aus ukrainischen Fabriken, die nun andernorts hergestellt werden müssten. Die Verschiebung einer so komplexen Produktion sei aber aufwändig und koste Zeit. Auch der Nutzfahrzeugmarkt leidet unter diesen Einschränkungen. So liegen die Verkäufe der besonders konjunktursensiblen schweren Transportfahrzeuge wie LKWs 12,3% unter dem Vorjahr. 

Negativer Trend vorlaufender Industrie-Indikatoren

Der Einkaufsmanagerindex für die Schweizer Industrie steht auf 64 Punkten. Damit führt die Schweiz weltweit die Rangliste an. Die Produktion hat zugenommen, die Auftragsbücher sind weiterhin voll, und der Personalaufbau dauert an. «Bislang scheinen sich der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland nicht spürbar auf die Schweizer Industriekonjunktur auszuwirken», schreibt Procure.ch. Steigende Preise und insbesondere höhere Energiepreise seien hingegen eine grosse Herausforderung. Rund jedes fünfte befragte Industrieunternehmen befürchtet aufgrund der gestiegenen Energiepreise Produktionsausfälle in den nächsten sechs Monaten, 23% der Betroffenen erwarten sogar derart gravierende Ausfälle, dass Kurzarbeit droht. 
Der weitere Trend der globalen Frühindikatoren ist allerdings klar negativ. Die entsprechende Subkomponente des Aargauer Konjunkturbarometers ist auf das Niveau von Mitte 2020 zurückgefallen. Auch die Industrieunternehmen in der Europäischen Union (EU) haben die Erwartungen der produzierten Güter für die kommenden Monaten deutlich nach unten korrigiert.

Swiss Index steigt ebenfalls

Der ebenfalls von der Aargauischen Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung herausgegebene und analog erhobene gesamtschweizerische Benchmark ¿ der Swiss Index ¿ gewann im März 2,3% und beträgt neu 95,7 Punkte. Der Swiss Index, bei welchem die Finanzmarkt-Komponente höher und die Industrie-Komponente sowie der Aussenhandel tiefer gewichtet ist, notiert aktuell 4,3 Punkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Gemäss der Methodologie kehren beide Indizes früher oder später auf den Wert von 100 Punkten zurück. Das Momentum der beiden Indizes sollte mit einer Verzögerung von rund drei bis sechs Monaten durch die offiziellen Wirtschaftsdaten reflektiert werden.
Für das gesamte Jahr 2022 erwartet die Aargauische Kantonalbank noch ein Wachstum für die schweizerische Wirtschaft von rund 2,5% gegenüber dem Vorjahr. Dies, nachdem die Schätzung zu Beginn des Jahres noch bei 3,5% lag. 

 

 

Konjunkturbarometer powered by Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung:

Der Aargauer Konjunkturbarometer zeigt die aktuelle Dynamik der Aargauer Wirtschaft auf. Der Barometer berücksichtigt zentrale Säulen der Wirtschaft. Zu den Komponenten gehören die Stimmung der Konsumenten und Investoren, das Geschäftsklima sowie im Speziellen die Indizes der Industrie und der Finanzwirtschaft. Der Barometer wertet nur Daten aus, die zeitnah verfügbar sind. Im Indikator-Design spielen frühzyklische Komponenten eine besonders wichtige Rolle. Auf diese Weise wird die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftsleistung - gemessen am Bruttoinlandprodukt - mehrere Monate im Voraus antizipiert. Innovative Techniken wie Internet-Analysen und neue Datenquellen werden ins System eingebunden. Neben dem Aargauer Konjunkturbarometer haben die Aargauische Kantonalbank und Aargau Services Standortförderung einen weiteren, nationalen Indikator kreiert: Der entsprechende Swiss Index verfügt über die gleiche Methodologie wie der regionale Index. Hingegen unterscheiden sich die beiden Indikatoren teilweise bezüglich der Gewichtung und Daten. Der historische Durchschnitt beider Indikatoren beträgt immer 100. Das heisst auch: Der Barometer verläuft in einer gewissen Bandbreite langfristig seitwärts. Werte über 100 signalisieren ein im historischen Vergleich überdurchschnittliches Wachstum; Werte unter 100 ein unterdurchschnittliches Wachstum.

 

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