11. April 2025 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Aktuelle Marktübersicht
Anlagepolitik vom 08.04.25

Marktumfeld

Die Bekanntgabe der US-Strafzölle durch Präsident Donald Trump am selbst deklarierten «Befreiungstag» («Liberation Day») hat die internationalen Finanzmärkte stark erschüttert. Die Zölle fielen umfassender und höher aus als erwartet. Die erhoffte Klarheit blieb aus. Stattdessen sorgt die Unberechenbarkeit der US-Handelspolitik unter Trump für grosse Verunsicherung, nicht nur an den internationalen Börsen.

Die globalen Wachstumsaussichten haben sich dadurch deutlich verschlechtert. Zugleich steigen die Rezessionssorgen. In den USA rechnen viele Ökonomen zudem mit einem Anstieg der Inflation. Als erste Reaktion wurden zahlreiche Risikoanlagen abgestossen. Besonders stark betroffen waren die Aktienmärkte. Umgekehrt legten als sicher geltende Anlagen wie Staatsanleihen sowie die Währungen Schweizer Franken und japanischer Yen zu.

Die betroffenen Staaten, zu denen praktisch alle grossen und kleinen Volkswirtschaften zählen, haben bislang eher zurückhaltend reagiert. Sie zeigen sich grundsätzlich gesprächsbereit, auch weil Trump den Dialog explizit eingefordert hat. Lediglich China hat umgehend mit Gegenzöllen in vergleichbarer Höhe geantwortet und nimmt damit eine weitere Eskalation in Kauf. Auch andere Länder arbeiten hinter den Kulissen an möglichen Gegenmassnahmen. Der sogenannte «Trump-Put», also ein politisches Einlenken bei sinkenden Börsenkursen, ist bisher ausgeblieben. Die neue US-Regierung hat klar gemacht, dass sie bereit ist, eine Phase mit tieferem Wachstum, höherer Inflation und fallenden Aktienkursen zu akzeptieren.

Besonders betroffen dürfte ausgerechnet die US-Wirtschaft selbst sein, da sie stark auf den privaten Konsum angewiesen ist. Viele amerikanische Unternehmen produzieren im Ausland und importieren die fertigen Waren zurück in die USA. Diese Importe werden durch die neuen Zölle teurer, was sich direkt in höheren Endverbraucherpreisen niederschlägt. Die steigenden Kosten könnten die Kon-sumbereitschaft dämpfen.

Zusätzlich verlieren viele Unternehmen durch die unsichere handelspolitische Ausrichtung an Planungssicherheit. Investitionen werden daher häufig verschoben oder ganz gestoppt. In Verbindung mit einem rückläufigen Konsumentenvertrauen entsteht eine spürbare Wachstumsbremse. Eine Rezession wird dadurch wahrscheinlicher. Dies gilt nicht nur für die USA. In der globalisierten Weltwirtschaft dürften die negativen Folgen auch in anderen Ländern spürbar werden, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass.

Obligationenmärkte

Die Obligationenmärkte haben sich im Gegensatz zum letzten grossen Kurseinbruch an den Aktienmärkten im Jahr 2022 als verlässlicher sicherer Hafen erwiesen. Die gestiegene Nachfrage nach defensiven Anlagen führte zu höheren Kursen und im Gegenzug zu tieferen Renditen. Gleichzeitig weiteten sich die Kreditrisikoprämien für Emittenten mit tiefer Bonität aus. Beide Entwicklungen spiegeln die Erwartung eines schwächeren Wirtschaftswachstums wider. Zudem setzen die Märkte auf eine verstärkte Unterstützung durch die Notenbanken. Tiefere Leitzinsen sollen helfen, den prognostizierten Wachstumsschock abzufedern. 

Für alle wichtigen Währungsräume rechnen die Terminmärkte inzwischen mit mehr Zinssenkungen als noch vor der Ankündigung der US-Strafzölle. Die grösste Veränderung zeigt sich dabei in den USA, wo aktuell vier bis fünf Zinsschritte nach unten eingepreist sind. Allerdings würde die US-Notenbank mit einer expansiven Geldpolitik in ein Dilemma geraten. Denn die protektionistische Handelspolitik der USA wirkt gleichzeitig inflationsfördernd. Die Fed steht somit vor der schwierigen Entscheidung, entweder die Preisstabilität zu wahren oder das Wirtschaftswachstum zu stützen. In anderen Regionen hingegen dürfte sich das wirtschaftliche Umfeld aufgrund der schwächeren Konjunkturaussichten und sinkender Rohstoffpreise eher deflationär gestalten.

Zuvor hatten sich die Marktteilnehmenden auf eine gemächlichere Gangart der wichtigsten Notenbanken eingestellt. Im Fall der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wurde nach der Zinssenkung im März sogar das Ende des aktuellen Zinssenkungszyklus erwartet. Inzwischen sind jedoch selbst Negativzinsen wieder ein Thema. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte nach ihrem jüngsten Zinsschritt die geldpolitische Lockerung fortsetzen. Dabei gilt es allerdings, die massiven staatlichen Investitionsprogramme in den Bereichen Rüstung und Infrastruktur nicht zu übersehen. Diese dürften die wirtschaftliche Entwicklung mittel- bis langfristig positiv beeinflussen, gleichzeitig jedoch einen zusätzlichen Inflationsdruck erzeugen.

grafik performance obligationen

Performance März 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Aktienmärkte

An den Aktienmärkten hat die Ankündigung der US-Einfuhrzölle zu einem schmerzhaften Ausverkauf geführt. Die Reaktion der Investorinnen und Investoren fiel wenig differenziert aus, weshalb nahezu alle Branchen und Regionen in ähnlichem Ausmass unter Druck gerieten. Die zuvor erkennbare Umschichtung von US-Aktien hin zu europäischen und chinesischen Titeln setzte sich nicht fort, zu stark sind die jeweiligen Unternehmen selbst von den US-Zöllen betroffen.

Da ein Teil der zusätzlichen Kosten nicht an die Endkonsumentinnen und -konsumenten weitergegeben werden kann, ist mit steigendem Margendruck zu rechnen. Besonders stark betroffen sind Unternehmen ohne eigene Produktionsstätten in den USA, mit austauschbaren Produkten und geringer Preissetzungsmacht. Dies trifft unter anderem die Autoindustrie sowie Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs wie Kleidung oder Haushaltswaren.

In der kommenden Berichtssaison werden die Auswirkungen der Zölle noch nicht sichtbar sein. Entsprechend werden sich die Analysten stärker auf den Ausblick als auf die zurückliegende Gewinnentwicklung konzentrieren. Die gute Nachricht ist, dass das aktuelle Kursniveau bereits eine deutliche Abschwächung des globalen Wachstums teilweise eingepreist hat. Ob es zu einer weiteren Korrektur nach unten kommt, hängt massgeblich von der konkreten Umsetzung der Zölle sowie den fortlaufend angepassten Gewinnerwartungen ab. Für alle Marktteilnehmenden gleicht die derzeitige Lage einem Stochern im Nebel. Verlässliche Prognosen sind momentan schwieriger denn je.

grafik performance aktien

Performance März 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Devisenmärkte

Der Schweizer Franken hat sich einmal mehr in der aktuellen Krise als sicherer Hafen bewährt. Im Gegensatz dazu geriet der US-Dollar deutlich unter Druck, nicht nur aus wirtschaftlichen und geldpolitischen Gründen, sondern auch infolge politischer Einflussnahme. Der Kursrückgang ist eine direkte Folge der US-Handelspolitik, die darauf abzielt, inländische Produkte für ausländische Käuferinnen und Käufer attraktiver zu machen. Steigen die Preise für importierte Güter, soll sich das Handelsdefizit verringern, so die dahinterstehende Überlegung. Angesichts der anhaltenden Belastungsfaktoren ist kurz- bis mittelfristig nicht mit einer Gegenbewegung zu rechnen.

Der Euro hat sich in der jüngsten Krise vergleichsweise gut behauptet. Die zuvor beobachtete Stärkephase, ausgelöst durch das angekündigte Fiskalprogramm und die damit verbundene konjunkturelle Aufhellung, scheint weiterhin nachzuwirken. Mittel- bis langfristig könnte jedoch die zunehmende Verschuldung das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger belasten und die europäische Einheitswährung unter Druck setzen. Hinzu kommen ungelöste strukturelle und politische Herausforderungen, die zusätzlich negativ wirken.

grafik performance devisen

Performance März 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

Gold überstrahlt trotz zwischenzeitlicher Gewinnmitnahmen weiterhin alle anderen Anlageklassen. Der schwächere US-Dollar, leicht rückläufige US-Renditen und die anhaltende Verunsicherung sorgen für eine ungebrochene Investorennachfrage. Unterstützt durch die fortgesetzten Käufe der Notenbanken konnte der Goldpreis zwischenzeitlich sogar ein neues Rekordhoch erreichen. Wir gehen davon aus, dass diese positiven Treiber auch künftig Bestand haben werden.

Die Erholung des Ölpreises erwies sich hingegen als nur von kurzer Dauer. Zwar führten geopolitische Spannungen zeitweise zu höheren Preisen, doch die Einführung der US-Zölle sorgte rasch für erneuten Preisdruck. Zusätzliche Handelsbarrieren dämpfen die globalen Wirtschaftsaussichten und damit auch die Nachfrage nach Energieträgern. Hinzu kommt, dass die OPEC und ihre Verbündeten angekündigt haben, die Fördermengen stärker als erwartet auszuweiten. In der Folge ist mit einer anhaltend volatilen Preisentwicklung zu rechnen.

grafik performance übrige anlagen

Performance März 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF

Schlussfolgerung

Die Unberechenbarkeit der US-Handelspolitik wird weiterhin für erhöhte Unsicherheit an den Finanzmärkten sorgen. Unabhängig davon, ob die Importzölle langfristig bestehen bleiben oder kurzfristig teilweise oder vollständig zurückgenommen werden, werden sich die betroffenen Staaten und Unternehmen neu ausrichten müssen. Dies kann Optimierungen der Lieferketten, die Erschliessung neuer Absatzmärkte oder die Verlagerung von Produktionsstätten zur Folge haben. Ob die USA letztlich als Gewinner aus diesem Handelskonflikt hervorgehen, ist angesichts der zu erwartenden wirtschaftlichen Schäden mehr als fraglich.

Angesichts der zahlreichen Unsicherheiten in Bezug auf Konjunkturverlauf, Inflation und Gewinnerwartungen erscheint eine stark fokussierte Positionierung innerhalb des Portfolios derzeit wenig ratsam. Vielmehr ist eine ausgewogene Struktur mit breiter Diversifikation angebracht. Wir halten daher an unserer aktuellen Strategie mit einer neutralen Aktienquote fest. Aufgrund der jüngsten Kursrückgänge nutzen wir selektiv günstige Einstiegsmöglichkeiten, da sich die Gewichtsverhältnisse innerhalb der Portfolios zu Lasten der Aktien verschoben haben. Obligationen haben ihre Funktion als stabilisierender Portfoliobestandteil erfüllt. Sie bleiben leicht untergewichtet, was in erster Linie auf die tiefen Renditeaussichten bei Franken-Anleihen zurückzuführen ist. Im Gegenzug sind wir in Schweizer Immobilienfonds als zinssensitive Alternative leicht übergewichtet. 

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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