Aktuelle Marktübersicht

Marktumfeld
Die Volatilität scheint in diesem Jahr an den Finanzmärkten die einzige Konstante zu sein. Nach wie vor sorgt die Handels- und Zollpolitik der USA für erhebliche Preisschwankungen an den internationalen Aktien- und Obligationenmärkten. Die Welt fragt sich zunehmend, ob die ständigen Zollandrohungen von US-Präsident Donald Trump nur Verhandlungstaktik sind oder ernst gemeint. Die Ökonomen sind sich uneinig, wie stark sich diese Massnahmen auf die Wirtschaft und Inflation aus-wirken und wie lange sie gelten werden. Die Verunsicherung der Anlegerinnen und Anleger führt dazu, dass sie Risiken in ihren Portfolios reduzieren. Davon profitieren defensive Anlagen wie der Schweizer Franken, Gold und teilweise Obligationen.
Zusätzlich verschärfen schwache Konjunkturdaten aus den USA die Sorgen um eine mögliche Rezession. Die Politik der neuen US-Regierung trägt dazu bei, da die sinkende Planungssicherheit den privaten Konsum sowie die Investitionsbereitschaft der Unternehmen hemmt. Gleichzeitig bleibt die Inflation auf einem erhöhten Niveau, wodurch sich stagflationäre Tendenzen verstärken könnten.
Positive Signale kommen hingegen aus Europa. Der Wachstumsrückgang scheint sich stabilisiert zu haben, und Frühindikatoren deuten auf eine leichte Erholung hin. Zusätzliche Impulse könnten die geplanten Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben liefern. Ein baldiger Frieden in der Ukraine würde ebenfalls für eine positivere Stimmung bei Unternehmen, Konsumentinnen und Konsumenten sorgen. In China gelingt es dem Staat weiterhin nur schwer, den schwachen Binnenkonsum nachhaltig zu stimulieren. Daher bleibt das Wirtschaftswachstum primär exportgetrieben, was angesichts der geopolitischen Unsicherheiten ein Risiko darstellt.
Obligationenmärkte
Die Obligationenmärkte zeigen sich in diesem Jahr nicht nur volatil, sondern auch auffällig heterogen. In der Eurozone sind die Marktrenditen zuletzt deutlich gestiegen. Dies ist einerseits auf eine sich abzeichnende wirtschaftliche Erholung zurückführbar, andererseits auf die geplanten Staatsausgaben für Infrastruktur und Verteidigung. Da die Finanzierung über zusätzliche Schulden erfolgen soll, sind die Kreditrisikoprämien gestiegen, was die Kurse der betroffenen Staatsanleihen belastet hat.
In den USA hingegen haben schwächere Wirtschaftsdaten zu fallenden Zinsen geführt. Mittel- und langfristig bleibt jedoch der Eindruck bestehen, dass die expansive Fiskalpolitik der Industrieländer in Verbindung mit zunehmenden Handelsbarrieren inflationstreibend wirken wird. Die Zeiten von Null- oder Negativzinsen dürften daher für längere Zeit vorbei sein.
Die geldpolitischen Weichen könnten sich ebenfalls verändern. Die Terminmärkte preisen mittlerweile für dieses Jahr mehr Zinssenkungen in den USA ein als noch zu Jahresbeginn. Dies ist auf die eingetrübten Konjunkturaussichten zurückzuführen. Allerdings bleibt die Inflation auf einem erhöhten Niveau, was die US-Notenbank vor ein Dilemma stellt: Soll der Fokus auf Preisstabilität oder auf Wachstumsstimulierung liegen?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen sieht sich mit einer sich erholenden Wirtschaft konfrontiert, während zukünftige Stützungsmassnahmen tendenziell inflationstreibend wirken. Damit schränkt sich ihr Spielraum für weitere Zinssenkungen ein. Besonders spannend bleibt, wie sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) in diesem Spannungsfeld positionieren wird. Ihr Zinsentscheid steht in der kommenden Woche an.
Performance Februar 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF
Aktienmärkte
Nachdem die meisten Unternehmen ihre Ergebnisse für das vierte Quartal sowie ihre Ausblicke präsentiert haben, bestimmen wieder verstärkt makroökonomische und politische Themen das Marktgeschehen. Europäische Börsen zeigen sich weiterhin robust, unterstützt durch günstige Bewertungen im Vergleich zu den USA sowie defensive Sektoreigenschaften. Zusätzlich wirken sich die Friedensbemühungen im Ukraine-Konflikt, die politische Stabilisierung in Deutschland und Frankreich sowie die geplanten Staatsausgaben positiv aus.
Auch der Schweizer Aktienmarkt profitiert von der gestiegenen Nachfrage nach defensiven Titeln. Er zählt in diesem Jahr zu den besten Märkten. Hingegen hat sich an den US-Börsen nach den starken Kursgewinnen der letzten zwei Jahre eine gewisse Ernüchterung eingestellt. Besonders die im Bereich Künstliche Intelligenz führenden Unternehmen mussten ihrer hohen Bewertung Tribut zollen, da Anlegerinnen und Anleger vermehrt Gewinne mitgenommen haben. Es scheint, als wäre die KI-Euphorie zumindest vorübergehend abgeklungen.
Performance Februar 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF
Devisenmärkte
Der Schweizer Franken bleibt aufgrund der anhaltenden Risikoaversion gefragt. Eine der wenigen Währungen, die sich einer Abwertung in diesem Jahr entziehen kann, ist der Euro. Positive Konjunkturperspektiven, steigende Staatsausgaben und eine weniger expansive Geldpolitik stützen die europäische Einheitswährung. Der US-Dollar hingegen steht unter Druck. Die sich abzeichnende Wachstumsverlangsamung und die Erwartung einer lockereren Geldpolitik durch die US-Notenbank belasten den Greenback. Künftig dürfte neben wirtschaftlichen und geldpolitischen Signalen auch die Staatsverschuldung eine stärkere Rolle bei der Währungsbewertung spielen. Eine höhere Verschuldung führt in der Regel zu steigenden Zinsen, da Anlegerinnen und Anleger eine höhere Entschädigung für das eingegangene Risiko fordern.
Performance Februar 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF
Übrige Anlagekategorien
Die Forderungen von US-Präsident Donald Trump nach einem niedrigeren Ölpreis scheinen derzeit Früchte zu tragen. Die Notierung für den wichtigsten Rohstoff ist im laufenden Jahr deutlich gesunken. Damit konnte der amtierende US-Präsident sein Wahlversprechen eines günstigeren Benzinpreises bereits teilweise einlösen. Dazu beigetragen haben sowohl die eingetrübten Konjunkturaussichten als auch die Ankündigung des Ölkartells OPEC und seiner Verbündeten, trotz des anhaltenden Preisdrucks einen Teil der Förderkürzungen aufzuheben. Es ist davon auszugehen, dass der Ölpreis vorerst auf einem niedrigen Niveau bleiben wird, da weder von der Nachfrageseite noch von der Angebotsseite wesentliche Veränderungen zu erwarten sind.
Performance Februar 2025 (YTD dunkel eingefärbt) in %, Basis CHF
Schlussfolgerung
Lange Zeit galt die Annahme, dass Donald Trump als Geschäftsmann nicht zulassen würde, dass seine Politik der Wirtschaft oder den Finanzmärkten ernsthaften Schaden zufügt. Dieses Narrativ, oft als «Trump-Put» bezeichnet, wird jedoch zunehmend in Frage gestellt. Trump selbst hat mittlerweile angedeutet, dass eine vorübergehende wirtschaftliche Durststrecke notwendig sein könnte, um die amerikanische Wirtschaft langfristig zu stärken. Die Fachpresse spricht bereits von einer «Trump-Recession». Bleibt zu hoffen, dass darauf nicht ein «Trump-Desaster» folgt.
Trotz der Unsicherheiten sehen wir die aktuellen Marktschwankungen eher als Konsolidierung denn als Beginn eines Abwärtstrends. Das globale Wirtschaftswachstum bleibt solide, und die Gewinnaussichten der Unternehmen sind weiterhin positiv. Nach dem starken Preisanstieg einzelner Aktiensegmente ist es normal, dass Anlegerinnen und Anleger angesichts der erhöhten politischen Unsicherheiten Risiken reduzieren und Gewinne mitnehmen.
Eine breit diversifizierte Anlagestrategie bleibt die beste Antwort auf die aktuellen Unsicherheiten. Wir behalten daher unsere neutrale Aktienquote bei, bevorzugen jedoch defensive Schweizer Titel gegenüber US-Werten. Bei Franken-Anleihen sind wir aufgrund der niedrigen Renditen leicht untergewichtet und betrachten Schweizer Immobilienfonds als attraktivere Alternative.
Beschlüsse
Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.
Taktische Ausrichtung
Die aktuelle Marktübersicht erscheint monatlich als Teil der AKB-Marktmeinung, welche hier als Newsletter abonniert werden kann.
Disclaimer: Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen wurden öffentlich zugänglichen Quellen entnommen, die wir für zuverlässig halten. Eine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir nicht übernehmen. Bei allen in der Veröffentlichung wiedergegebenen Meinungen handelt es sich um die aktuelle Einschätzung der Aargauischen Kantonalbank. Diese Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Daher müssen wir Sie um Verständnis dafür bitten, dass damit weder ausdrücklich noch stillschweigend eine Zusicherung oder Garantie in Bezug auf die Richtigkeit oder die Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen zu Entwicklungen, Märkten oder Wertpapieren verbunden sein kann.