Aktuelle Marktübersicht
Marktumfeld
Die positiven Nachwirkungen der Wahl von Donald Trump als neuen US-Präsidenten sind an den Finanzmärkten weiterhin spürbar. Vor allem der US-Aktienmarkt setzt seinen Höhenflug nahezu ungebremst fort. Weniger Regulierung, tiefere Steuern und eine protektionistische Wirtschaftspolitik scheinen bei den Anlegerinnen und Anlegern gut anzukommen. Dabei werden mögliche Risiken wie eine höhere Staatsverschuldung und steigende Inflationsgefahr momentan grosszügig ausgeblendet. Eine grosse Stütze für die Finanzmärkte bleibt der erfreuliche US-Konjunkturverlauf, flankiert von einer rückläufigen Inflation und einer zunehmend lockeren Geldpolitik. Ein solider Arbeitsmarkt und steigende Löhne sorgen für eine anhaltend gute Konsumentenstimmung. Das ist eine vielversprechende Voraussetzung für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft.
Die europäische Wirtschaft hingegen kämpft weiterhin mit grossen Herausforderungen. Insbesondere in den beiden grössten Volkswirtschaften, Deutschland und Frankreich, scheint mit der jüngsten Regierungskrise die Stimmung auf einem neuen Tiefpunkt angelangt zu sein. Zudem verhindern Belastungsfaktoren wie hohe Energiekosten, Fachkräftemangel, steigende Staatsschulden, Schwächen in China sowie der Ukraine-Krieg eine schnelle Erholung. Wenig erstaunlich sind Konsumenten und Unternehmen gleichermassen verunsichert und halten sich mit Ausgaben und Investitionen zurück. Im nächsten Jahr kommt wahrscheinlich dazu, dass der anstehende Regierungswechsel in den USA die Handelsbeziehungen zusätzlich belasten wird. Zumindest konnte eine Rezession bisher vermieden werden, was vor allem mit der Wachstumsstärke der Südländer wie Spanien und Griechenland zusammenhängt. Und die rückläufige Inflation eröffnet der Europäischen Zentralbank (EZB) den Spielraum für eine wirtschaftsfreundlichere Geldpolitik.
Obligationenmärkte
Die Anleihenmärkte haben sich in der jüngeren Vergangenheit ungewohnt volatil entwickelt. Vor allem in den USA sorgten ein robuster Konjunkturverlauf und höhere Inflationserwartungen für steigende Renditen. Die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed ist mit mehr Unsicherheiten verbunden als noch vor einigen Monaten. Mittlerweile scheinen die Zinsmärkte die neue Situation aber ausreichend abzubilden und es ist zu einer leichten Gegenbewegung gekommen. Neben der steigenden Wahrscheinlichkeit baldiger Zinssenkungen hat die jüngste geopolitische Entwicklung die Nachfrage nach sicheren Anlagen erhöht. Davon profitierten die Anleihen.
Die unterschiedlichen wirtschaftlichen Wachstumsperspektiven sowie die divergierende Lockerungspolitik der einzelnen Notenbanken haben zu einem ausgeprägten Eigenleben der einzelnen Märkte geführt. Franken-Anleihen profitierten zum Beispiel von einer vorteilhaften Inflationsentwicklung und den frühen Zinsschritten der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die Europäischen Zentralbank (EZB) hingegen wird voraussichtlich mit einem deutlicheren Zinsrückgang auf die anhaltende Konjunkturflaute reagieren, was für ein moderates Aufwertungspotenzial bei Euro-Anleihen spricht.
Performance November 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF
Ein wachsendes Problem sind die Risikoaufschläge von Ländern mit steigender Schuldenlast. Seit der Coronakrise sind die Fiskalausgaben der meisten Staaten deutlich angestiegen. Besonders Frankreich gerät zunehmend in den Fokus der Anlegerinnen und Anleger, da die Risikoaufschläge seiner Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Papieren mit gleicher Laufzeit mittlerweile denen Griechenlands nahekommen. Auch in den USA wächst die Skepsis gegenüber der fiskalischen Nachhaltigkeit der neuen Regierung, die auf höhere Ausgaben und niedrigere Einnahmen setzt.
Aktienmärkte
Die Aufmerksamkeit der Investorinnen und Investoren bleibt auf den Aktienmärkten, wobei die Rekordjagd der US-Börsen im Fokus steht. Nach einem bereits erfreulichen Jahresverlauf profitieren die US-Aktien zum Jahresende von den Aussichten einer unternehmensfreundlichen Politik der Trump-Administration. Zudem kam die Berichtssaison mit einem insgesamt soliden Ergebnis von Nvidia, dem massgebenden Unternehmen im Thema KI (künstliche Intelligenz), zu einem erfreulichen Abschluss. Anders präsentieren sich die Aktienmärkte Europas sowie diverser Schwellenländer. Sie wären gegenüber möglichen Handelszöllen mit ihrer ausgeprägten Exportwirtschaft stark exponiert. Und dies ausgerechnet in einem Moment, wo bereits andere strukturelle Herausforderungen auf diesen Wirtschaftsräumen lasten. Auch der Schweizer Markt konnte sich dieser Entwicklung nicht entziehen. Als offene Volkswirtschaft ist unser Land stark abhängig von gut funktionierenden Handelsbeziehungen.
Bis zum Jahresende werden die massgebenden Impulse für die Aktienmärkte von der makroökonomischen und geldpolitischen Ebene ausgehen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird sich die divergierende Entwicklung zwischen den einzelnen Wirtschaftsräumen dies- und jenseits des Atlantiks auch in den Kommentaren der Notenbankchefs äussern. Während in den USA die Zurückhaltung der Fed positiv wahrgenommen wird, belastet die Aussicht auf eine ausgeprägte Lockerungspolitik der EZB weiterhin die Märkte in der Eurozone.
Performance November 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF
Devisenmärkte
Der US-Dollar hat seinen Aufwärtstrend in den letzten Wochen fast ungebremst fortgesetzt. Die gute Wirtschaftslage sowie ein langsamer Zinssenkungspfad der US-Notenbank stützen momentan den Greenback. Die Wahl von Donald Trump als neuen US-Präsidenten hat diese Einschätzung untermauert. Gegen eine nachhaltige Aufwertung des US-Dollars spricht vor allem die hohe Bewertung. Mittel- und langfristig könnten eine Annäherung des Wirtschaftswachstums sowie der Geldpolitik und das anhaltende Zwillingsdefizit (Haushalts- und Leistungsbilanz) den US-Dollar schwächen.
Ein steigendes Rezessionsrisiko sowie politische Unsicherheiten (Deutschland, Frankreich) lasten umgekehrt auf der europäischen Einheitswährung. Es wird zudem mit einer deutlichen Lockerung der Geldpolitik durch die EZB gerechnet. Auch für die SNB wird dieser Umstand zur Herausforderung, da eine übermässige Aufwertung die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft gefährden könnte. Aus dem gleichen Grund darf sich der Franken nicht zu stark zum US-Dollar abwerten. Ein schwieriger Balanceakt für die helvetischen Währungshüter.
Performance November 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF
Übrige Anlagekategorien
Die jüngste Konsolidierung des Goldpreises würden wir nicht überbewerten. Nach einem fulminanten Preisanstieg bis Ende Oktober haben die Investorinnen und Investoren vermehrt Gewinne mitgenommen. Die mittel- bis langfristigen Perspektiven bleiben jedoch vorteilhaft. Notenbanken, die Schmuckindustrie sowie Private sorgen für eine anhaltende Nachfrage. Die jüngste Dollar- und Zins-Rally dürfte sich nicht fortsetzen und deshalb als Belastungsfaktor wegfallen. Und die anhaltenden wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten rücken die defensive Rolle von Gold in den Vordergrund.
Die Schweizer Immobilienfonds befinden sich aktuell in einem regelrechten Höhenrausch. Rückläufige Franken-Zinsen haben die Nachfrage nach indirekten Immobilienanlagen beflügelt. Die im Vergleich zu CHF-Anleihen attraktive Ausschüttungsrendite erhöht das Anlegerinteresse. Die angekündigte Konsolidierung von UBS- und CS-Gefässen hat den Markt zusätzlich beflügelt. Sie machen einen massgebenden Teil des Universums für kotierte Schweizer Immobilienfonds aus. Die Schattenseite ist eine hohe Bewertung, der den weiteren Kursspielraum nach oben begrenzt.
Performance November 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF
Schlussfolgerung
Die USA geben wirtschaftlich und anlagetechnisch weiterhin den Ton an. Eine expansive Geldpolitik, eine sinkende Inflation und eine von ausgabefreudigen Konsumentinnen und Konsumenten angetriebene Wirtschaft erhöht die Gewinnaussichten für die Unternehmen. Die Schattenseite ist eine merklich gestiegene Bewertung, was bei Enttäuschungen rasch zu Gewinnmitnahmen führen kann. Eine ausgewogene Diversifikation bleibt deshalb entscheidend, um auch Chancen in Europa und der Schweiz nicht zu verpassen. Zudem sorgen defensive Bausteine wie Gold oder Anleihen für Stabilität in unsicheren Zeiten. Und gerade die geopolitische Lage zeigt sich momentan äusserst angespannt.
Beschlüsse
Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.
Taktische Ausrichtung
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