11. Oktober 2024 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Aktuelle Marktübersicht
Anlagepolitik vom 08.10.2024
Marktumfeld

Im Gegensatz zu den Verwerfungen an den Finanzmärkten Anfang August, bei denen die globalen Aktienmärkte die entstandenen Verluste postwendend wieder wettmachten, erlitt der US-amerikanische Aktienmarkt zu Beginn des Septembers die grösste Wocheneinbusse seit knapp zwei Jahren. Zwar setzte auch dieses Mal eine Erholung ein, die jedoch von einer Leitzinssenkung von 0,5% seitens der US-Notenbank (Fed) unterstützt wurde. Die veröffentlichten US-Wirtschaftsdaten im Vorfeld der Sitzung des Offenmarktausschusses zeigten ein gemischtes Bild. Die US-Gesamtinflation hatte sich zwar weiter zurückgebildet, jedoch verharrt die Kerninflation ohne die volatilen Komponenten für Lebensmittelpreise und Energie auf einem für das Fed zu hohem Niveau. Ähnlich moderat haben sich die Arbeitsmarktdaten entwickelt.

Vergleichbar wie in den USA ist es in den meisten Wirtschaftsräumen der Dienstleistungsbereich, der die Wirtschaft weiterhin am Laufen hält. Insbesondere die Eurozone, in der das verarbeitende Gewerbe einen höheren wirtschaftlichen Stellenwert einnimmt, bekommt diesen Umstand zu spüren. Im Speziellen hat unser nördlicher Nachbar Deutschland mit grösseren Problemen zu kämpfen. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum stagniert bereits seit längerer Zeit. Strukturelle Veränderungen und hohe Energiekosten lasten insbesondere auf dem Automobilsektor und der chemischen Industrie. Die Probleme wirken sich zusehends auch auf vor- und nachgelagerte Betriebe entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wie erwartet die Leitzinsen zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt. Der Zinspfad wird gemäss EZB-Präsidentin Lagarde unverändert datenabhängig beschritten, wobei die Gesamtinflation im August nicht mehr weit von den angestrebten 2% entfernt war. Jedoch verharrte die Kerninflation weiterhin auf hohen 2,8%. Die letzte Meile in der Bekämpfung der Inflation scheint besonders anspruchsvoll zu sein. Der Teuerungsdruck insbesondere auf der Seite des Dienstleistungssektors dürfte die Gesamtinflation bis weit ins 2025 höher als gewünscht halten. Der EZB-Rat scheint denn auch bei der Ausrichtung der zukünftigen Geldpolitik uneins, ob der Fokus eher auf die Bekämpfung der Inflation oder auf die schwächelnde Konjunktur gelegt werden soll. Die US-Notenbank hat den Zinssenkungszyklus mit einer überdurchschnittlichen Reduktion von 0,5 Prozentpunkten gestartet. Bis anhin hatte die Fed lediglich bei wirtschaftlichen Schocks oder unerwartet schwachen Konjunkturdaten einen solch grossen Zinsschritt vorgenommen. Neu liegt das Zielband für die Federal Fund Rate bei 4,75%–5,00%. Der Zinsentscheid wurde mit einem starken Bekenntnis zur Unterstützung des Arbeitsmarktes begründet. Zudem versicherte der Fed-Chef Jerome Powell, dass das Fed nicht mit einem markanten wirtschaftlichen Abschwung rechnet. An den Terminmärkten werden Zinssenkungen bis ins 2026 erwartet. Aktuell rechnet der Markt mit einem langfristig neutralen Zinsniveau von rund 3%, was den aufdatierten Projektionen für wirtschaftliche Kennzahlen der Fed entspricht. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Zinsen erneut um 0,25% auf neu 1,00% gesenkt. Bereits im März und im Juni dieses Jahres hatte die SNB den Leitzins um je 0,25 Prozentpunkte reduziert. Im März kam dieser Schritt grösstenteils überraschend, im September wurde sogar über eine grössere Zinssenkung spekuliert.

Nachdem die chinesische Regierung bzw. die Zentralbank gegen Ende Monat ein umfassendes Massnahmenpaket zur Stützung der Wirtschaft verkündete, lösten sie eine Rallye aus, die den heimischen chinesischen Aktienmarkt erfasste. Die Euphorie schwappte in gedämpftem Masse auch auf die Börsen ausserhalb Chinas über. Noch sind nicht alle Massnahmen im Detail kommuniziert worden. Insbesondere der Umfang des fiskalischen Stimulus seitens der Regierung dürfte mitentscheidend sein, ob der angeschlagene Immobiliensektor stabilisiert und die Wirtschaft angekurbelt werden kann.

Obligationenmärkte

Der September war geprägt von geldpolitischen Lockerungsmassnahmen in Nordamerika und auf dem europäischen Festland. Die Bank of Canada hat im September zum dritten Mal in Folge ihren Leitzins um 0,25 % gesenkt und aufgrund der über Erwarten rückläufigen Teuerungsrate weitere Reduktionen in Aussicht gestellt. In den USA hat derweil die Federal Reserve die Leitzinsen für den US-Dollar-Markt zum ersten Mal gesenkt, nachdem sie diese seit Juli 2023 unangetastet liess. Die Anpassung um einen halben Prozentpunkt war im Vorfeld umstritten, wurde aber vom Markt mit Erleichterung aufgenommen. Die Fed relativiert ihren Entscheid in der darauffolgenden Pressekonferenz und bekräftigte, die zukünftige Geldpolitik von der Datenlage abhängig zu machen. Da die Renditen bereits im Vorfeld zum Zinsentscheid zurückgekommen waren, fiel die kurzfristige Reaktion bescheiden aus. Im Gegenteil drehten die Zinsen in den ersten Oktobertagen über sämtliche Laufzeiten hinweg aufwärts, nachdem ein über Erwarten guter Einkaufsmanagerindex aus dem Dienstleistungsbereich sowie ein starker Arbeitsmarktbericht für den Monat September veröffentlicht wurden.

In der Eurozone hat der jüngste Zinsentscheid seitens der EZB keine grossen Wellen geworfen, da der Markt den Lockerungsschritt bereits vollumfänglich eingepreist hat. Mehr Interesse hat jedoch die Schweizerische Nationalbank mit ihrem Communiqué im Nachgang zur Leitzinssenkung um 0,25% geweckt: Die Inflationsprognose für die Schweiz für 2024 und die zwei folgenden Kalenderjahre wurde nochmals drastisch nach unten korrigiert. Entsprechend hält die SNB weitere Zinssenkungen nicht für ausgeschlossen. Der Schweizer-Franken-Obligationenmarkt profitierte entsprechend von den Aussichten auf tiefere Leitzinsen und konnte an Wert zulegen. In Anbetracht der verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone wird es spannend mitzuverfolgen, wie die EZB-Ratsmitglieder am 17. Oktober an ihrem nächsten Treffen entscheiden werden. Kurz nach der US-Präsidentschaftswahl Anfang November tagt zudem der US-Offenmarktausschuss, um seinerseits den weiteren geldpolitischen Pfad zu bestimmen. Bis dahin werden wichtige US-Inflations- und Konjunkturindikatoren publiziert, die den Entscheid wesentlich beeinflussen könnten.

grafik performance obligationen

Performance September 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF

Aktienmärkte

Auch wenn der Monatsstart eher harzig ausfiel, haben sich die Aktienmärkte nach Bekanntgabe der Leitzinssenkung in den USA positiv entwickelt. Niedrige Zinsen führen in der Regel langfristig zu einem Anstieg des Aktienmarktes, da die Anleger dazu verleitet werden, mehr Risiken einzugehen. Insbesondere dann, wenn sichere Anlagen wie Staatsanleihen weniger Rendite abwerfen. Für weiteren Auftrieb bis zum Monatsende sorgten die Ankündigungen eines umfassenden Massnahmenpakets der chinesischen Regierung bzw. Zentralbank zur Erreichung des gesteckten Wirtschaftswachstums.

grafik performance aktien

Performance September 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF

Devisenmärkte

Da die Terminmärkte bereits weitere Zinssenkungen der Fed, der EZB oder aber auch der SNB implizieren, dürfte der weiter schwindende Renditevorteil des US-Dollars resp. des Euros momentan keinen ausserordentlichen Einfluss auf den Schweizer Franken haben. Sollte aber der Schweizer Franken aufgrund von geopolitischen Spannungen oder wieder zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten in den Fokus der Anleger rücken, könnte er rasch an Attraktivität zulegen. Die SNB betont daher immer wieder, am Devisenmarkt zu intervenieren, sollte die Preisstabilität in der Schweiz gefährdet sein.

grafik performance devisen

Performance September 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF

Übrige Anlagekategorien

Innerhalb der ergänzenden Anlageklassen glänzt vor allem Gold unvermindert weiter. Nach der Zinssenkung der US-Notenbank Fed ist die Notierung für Gold zeitweise auf ein Rekordhoch von 2670 US-Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm) gestiegen. Die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten haben für das gelbe Edelmetall in den vergangenen Wochen ein äusserst vorteilhaftes Umfeld geschaffen. Ebenso beflügeln sinkende Zinsen das ertragslose Gold.

Erstmals seit Dezember 2021 ist der Ölpreis für einen Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent Anfang September unter die 70 US-Dollar gefallen. Die Befürchtungen einer schwachen konjunkturellen Entwicklung in den USA und China bremste die Nachfrage nach dem schwarzen Gold. Der weitere Kursverlauf hängt stark von der wirtschaftlichen Entwicklung der beiden führenden Wirtschaftsmächte und von der geopolitischen Situation ab. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) rechnet in ihren kürzlich publizierten Projektionen für das Jahr 2025 mit einer unveränderten Nachfragesituation.

grafik performance übrige anlagen

Performance September 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF

Schlussfolgerung

Das Marktumfeld präsentiert sich immer noch äusserst herausfordernd. Die wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken sind nach wie vor ausgeprägt. Ein negativer Stimmungsumschwung bei den Anlegerinnen und Anlegern kombiniert mit einer höheren Risikoaversion kann die Märkte rasch in Mitleidenschaft ziehen. Deshalb bleiben wir in der taktischen Ausrichtung unserer Anlagestrategien vorderhand defensiv ausgerichtet.

Die vorsichtigere Positionierung ist jedoch nicht gleichzusetzen mit der vollständigen Flucht in sichere Anlagen. Es gilt auch in dieser Marktphase, die realistische Chance weiter steigender Aktienmärkte nicht auszublenden und Opportunitäten zu nutzen. Mit der nun auch in den USA eingeläuteten Zinswende erhält die Wirtschaft eine wichtige Stütze in Form tieferer Finanzierungskosten zurück. Dies wird sich mittelfristig positiv auf die Kreditvergabe und die Wachstumsaussichten auswirken. Deshalb gilt es weiterhin, das Portfolio ausgewogen zu strukturieren, die Risiken gut abzufedern und sich bietende Chancen zu ergreifen.

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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