05. Juli 2024 | Marktberichte

Aktuelle Marktübersicht

Anlagepolitik vom 02.07.2024
Aktuelle Marktübersicht
Marktumfeld

Die Finanzmärkte präsentierten im Monat Juni ein sehr gemischtes Bild. Während der US-Aktienmarkt, angetrieben vom ungebrochenen Hype rund um das Thema künstliche Intelligenz (KI), Rekordmarke an Rekordmarke reiht, standen die europäischen Börsen, geprägt vom politischen Einfluss der Europawahlen, mehrheitlich unter Preisdruck. Die Obligationenmärkte hingegen profitierten in den meisten Fällen von rückläufigen Zinsen, ausgelöst durch vorteilhafte Inflationsdaten aus den USA. Die Schattenseite des fortschreitenden Disinflationsprozesses ist allerdings eine zunehmende Abkühlung der wirtschaftlichen Tätigkeit.

Vor allem der amerikanische Konsum steht diesbezüglich im Zentrum des Anlegerinteresses. Als Rückgrat der US-Wirtschaft (rund 70 % des BIP-Wachstums) hat seine Entwicklung volkswirtschaftlich betrachtet eine grosse Bedeutung. Langsam scheint die Konsumfreude der Amerikaner zu sinken, was vor allem mit den steigenden Preisen und den höheren Kreditkosten zu tun hat. Gleichzeitig sind die Corona-Reserven langsam, aber sicher aufgebraucht. Auch die Löhne steigen nicht mehr im gleichen Ausmass wie noch im letzten Jahr. Es ist davon auszugehen, dass die Verschlechterung der privaten Haushaltsausgaben aufgrund der genannten Faktoren anhalten wird. Allerdings rechnen die Ökonomen weiterhin nicht mit einer Rezession, sondern fokussieren sich in ihrer Prognose auf eine sanfte Landung der Wirtschaft.

Erfreulich ist die Tatsache, dass sich die Konjunktur in Europa und China leicht zu erholen scheint. Vor allem das verarbeitende Gewerbe zeigt gewisse Fortschritte. Für eine Fortsetzung dieser Entwicklung sprechen im Fall Europas die jüngst gelockerten Finanzierungskosten sowie die verbesserte wirtschaftliche Lage der wichtigsten Handelspartner. Bleibt zu hoffen, dass die jüngsten politischen Störungen nicht zu einem erneuten Wachstumsrückgang führen. Mit einer verbesserten Ausgangslage in den anderen grossen Wirtschaftsräumen könnte der Abkühlungstrend in den USA zumindest teilweise kompensiert werden und sich das Bild für die Weltwirtschaft nicht wesentlich eintrüben. Leider bleibt das politische Umfeld momentan mit vielen Unsicherheiten behaftet und hat das Potenzial, das globale Konjunkturwachstum und damit verbunden das Börsengeschehen zumindest vorübergehend negativ zu beeinflussen. Die gegenseitige Androhung von Handelszöllen könnte im Extremfall zu einem erneuten Handelskrieg führen. Die Wahlen in Frankreich sind richtungsweisend für die Fiskal- und Haushaltspolitik in der ganzen EU und stehen deshalb unter besonderer Beobachtung. Und im mittleren Osten droht eine weitere Eskalationsstufe im Konflikt zwischen Israel und Palästina. 

Obligationenmärkte

Bereits zu Beginn des Monats hatten die Notenbanken der Eurozone und Kanadas ihren Leitzins gesenkt. Damit erhöht sich zunehmend die Anzahl von Industrieländern, die ihre Geldpolitik lockern. Die grosse Ausnahme bleiben die USA. Die Spekulationen rund um den ersten Zinsschritt der US-Fed sorgen weiterhin für Volatilität an den Zins- und Obligationenmärkten. Moderate Inflationsdaten aus den USA haben in den letzten Wochen in Kombination mit leicht schwächeren Konjunkturaussichten weltweit für sinkende Renditen und spiegelbildlich steigende Anleihenspreise gesorgt. 

Besonders ausgeprägt war der Renditerückgang in der Schweiz, was in erster Linie mit einer erneuten Leitzinssenkung von einem Viertelprozent der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an ihrem ordentlichen Quartalsmeeting zu tun hat. Im Gegensatz zum März, als die SNB ein erstes Mal die Geldpolitik lockerte und als eine der ersten westlichen Notenbanken die Zinswende einläutete, blieb dieses Mal der Überraschungseffekt grösstenteils aus. Als Grund für die neuerliche Zinssenkung wurden ein gedämpfter Inflationsausblick sowie die schwächere Konjunkturentwicklung genannt. Auch eine Rolle hat sicher der jüngst wieder erstarkte Schweizer Franken gespielt. 

Insgesamt bleibt das Umfeld für festverzinsliche Anlagen aufgrund der unsicheren Ausgangslage aus erhöhten Inflations- und Wachstumsrisiken, wenig transparent agierender Notenbanken sowie eines von viel Unsicherheit geprägten Konjunkturausblicks anspruchsvoll. Zusätzlich konnten jüngst im Zusammenhang mit den politischen Diskussionen in Frankreich erhöhte Risikoprämien beobachtet werden. Damit signalisieren die Investorinnen und Investoren, dass sie nicht bereit sind, zu jedem Preis die mittlerweile stark angestiegenen Staatsdefizite zu finanzieren. Eine Haltung, die sich aufgrund rekordtiefer Kreditaufschläge auch auf Unternehmensanleihen ausdehnen könnte. Wir schätzen im Portfoliokontext allerdings weiterhin den defensiven Charakter von Anleihen solider Schuldner sowie die mittlerweile erhöhte Verzinsung.

grafik performance obligationen

Performance Juni 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Aktienmärkte

Die Entwicklung an den Aktienmärkten war in den letzten Wochen geprägt von vermehrten Gewinnmitnahmen und damit verbunden tieferen Kursen. Eine prominente Ausnahme blieb die US-Börse, die ihre Rekordjagd fortsetzte. Aber selbst in den USA sind die Preissteigerungen auf wenige Titel beschränkt, und es fehlt an der sogenannten Marktbreite, was normalerweise als Zeichen eines wenig nachhaltigen Aufwärtstrends gilt. Ohne die grossen Technologieunternehmen hätte die US-Börse in diesem Jahr lediglich die Hälfte des aktuellen Zugewinns realisiert. Momentan fehlt ein gewichtiger Katalysator, der weiter steigende Preise auslösen könnte. Zudem zeigt insbesondere die US-Wirtschaft gewisse Abschwächungstendenzen, was die Skepsis gegenüber den teilweise hohen Gewinnerwartungen steigen lässt. 

Als nächster grösserer Prüfstand für die Aktienmärkte steht die Berichtssaison zu den Unternehmensergebnissen im zweiten Quartal an. Wir gehen davon aus, dass das Marktumfeld im Vorfeld volatil bleiben wird. Zudem werden Unternehmen, welche die Analystenerwartungen nicht erfüllen, vom Markt voraussichtlich empfindlich abgestraft werden. Ein Verhaltensmuster, das bereits im Frühling anlässlich der Publikation der Erstquartalsergebnisse beobachtet werden konnte. Erschwerend kommt der Umstand dazu, dass die Sommermonate umsatztechnisch eher schwach sind, was Preisbewegungen in beide Richtungen verstärkt. Es gilt deshalb bei der Titelauswahl weiterhin selektiv zu bleiben und nicht jedem Trend hinterherzurennen.
 

grafik performance aktien

Performance Juni 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Devisenmärkte

Ab Ende Mai hatte sich der Franken spürbar aufgewertet. Vor allem die sich abzeichnende Zinskonvergenz schien hauptausschlaggebend für diese Entwicklung zu sein. Die Zinssenkung der EZB sowie das eher euroskeptisch angehauchte Ergebnis der Europawahlen verstärkten die Frankenaufwertung. Weil auch in den USA die Zinswende aufgrund schwächerer Inflationsdaten wieder näher rückte, wertete sich der Franken auch zum US-Dollar auf. Offensichtlich entsprach dieser Umstand nicht dem Masterplan der SNB und war mitverantwortlich für den jüngsten Zinsschritt. Obwohl die Devisenmärkte mit einer leichten Abschwächung reagierten, bleiben wir unserer Einschätzung treu, dass sich der Franken mittel- und langfristig weiter aufwerten wird. Dazu beitragen wird neben allen strukturellen Vorteilen auch der zukünftig grössere Zinssenkungsspielraum in den anderen Währungsräumen. 

grafik performance devisen

Performance Juni 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Übrige Anlagekategorien

Die Schweizer Immobilienfonds profitierten von der jüngsten Zinssenkung der SNB. Damit relativieren sich die Befürchtungen erhöhter Finanzierungskosten. Zudem lindert der jüngste Zinsschritt die Gefahr einer übermässigen Anpassung der Diskontierungsfaktoren. Diese werden angewendet, um den Nettoinventarwert der einzelnen Fonds nach der DCF-Methode (Discounted Cashflow) zu berechnen und richten sich unter anderem nach dem aktuellen Zinsumfeld. Eine Erhöhung würde einen tieferen Barwert der zukünftigen Mieteinnahmen bedeuten und damit den Nettoinventarwert der indirekten Immobilienanlagen reduzieren. Eher belastend wirkt die Vielzahl an Kapitalerhöhungen. Nach zweijähriger Flaute nützen viele Gefässe das freundlichere Marktumfeld für die Mittelaufnahme. Damit verbunden ist auch immer die Gefahr einer gewissen Gewinnverwässerung, weshalb dem Verwendungszweck eine erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken ist. Wir bleiben aufgrund der weiterhin attraktiven Ausschüttung, einer moderaten Bewertung sowie den vorteilhaften Zinsaussichten in dieser Anlageklasse übergewichtet.

grafik performance übrige anlagen

Performance Juni 2024 in % (YTD dunkle Farbe), Basis CHF 

Schlussfolgerung

Neben den erhöhten Risiken bezüglich Inflation, Geldpolitik und Wirtschaft ist momentan der politische Einfluss auf die Finanzmärkte nicht zu unterschätzen. Obwohl weiterhin die Devise gilt, politische Börsen haben kurze Beine, ist die Themenlage aktuell sehr ausgeprägt und verlangt eine gewisse Beachtung. Neben der Europapolitik, geopolitischen Spannungen in der Ukraine und im Mittleren Osten sowie den anhaltenden Handelsstreitigkeiten rücken auch die amerikanischen Präsidentschaftswahlen immer näher. Die jüngste Fernsehdebatte der beiden Anwärter hat die Chancen von Donald Trump erhöht und bereits zu ersten Marktreaktionen geführt. 

Eine defensive Ausrichtung des Portfolios, wie wir es aktuell aufgrund der ausgeprägten Risikolandschaft pflegen, bedeutet nicht automatisch, das Renditepotenzial drastisch zu beschränken. Es geht in erster Linie darum, die Risiken breiter zu streuen und damit das Portfolio robuster aufzustellen. Zu diesem Zweck ergänzen wir in unseren Portfolios Aktien und Obligationen mit attraktiven Anlagen aus dem Bereich Immobilien, Gold, Rohstoffe und weiteren tief korrelierten Anlagethemen. Unerwartete Ereignisse mit grossen Markteinfluss können damit besser abgefedert werden.  

Beschlüsse

Es wurden keine Änderungen der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Taktische Ausrichtung

grafik aktuelle anlagestrategie

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